Freitag, 12. November 2010

Gottfried Benn



One of the best modern German poets- apart from Eichendorff and Rilke- that I know of. He was the last one to be able to express genuine mythical, emotive 'pathos' in his work before the rather dark period of the last 50 years set in. Here are two of my favourite poems by Benn; to all who don't speak German I can only say: It is worth learning it in order to be able to read them.

Benn also said that, if one already concerns onself with something as futile and seemingly useless as poetry, one better should try to give ones very best.

Nur zwei Dinge

Durch so viel Form geschritten,
durch Ich und Wir und Du,
doch alles blieb erlitten
durch die ewige Frage: wozu?
Das ist eine Kinderfrage.
Dir wurde erst spät bewußt,
es gibt nur eines: ertrage
- ob Sinn, ob Sucht, ob Sage -
dein fernbestimmtes: Du mußt.
Ob Rosen, ob Schnee, ob Meere,
was alles erblühte, verblich,
es gibt nur zwei Dinge: die Leere
und das gezeichnete Ich.


Dennoch die Schwerter halten

Der soziologische Nenner,
der hinter Jahrtausenden schlief,
heißt: ein paar große Männer
und die litten tief.

Heißt: ein paar schweigende Stunden
in Sils-Maria-Wind,
Erfüllung ist schwer von Wunden,
wenn es Erfüllungen sind.

Heißt: ein paar sterbende Krieger
gequält und schattenblaß,
sie heute und morgen der Sieger -:
warum erschufst du das?

Heißt: Schlangen schlagen die Hauer
das Gift, den Biß, den Zahn,
die Ecce-homo-Schauer
dem Mann in Blut und Bahn -

heißt: so viel Trümmer winken:
die Rassen wollen Ruh,
lasse dich doch versinken
dem nie Endenden zu -

und heißt dann: schweigen und walten,
wissend, daß sie zerfällt,
dennoch die Schwerter halten
vor die Stunde der Welt.

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