Samstag, 25. September 2010
Montag, 20. September 2010
Archaikon: Eine Neue Mythische Poetik (Exzerpt)
Audiatur et altera pars.
Tore auf! Und lasst prächtig aufmarschieren
Thelemische Magier, wirkende Hexen und Stregas
mit stolzen Stachelschweinen an Ihren Leinen
aus willenlosen Schopenhauerschen Komplexen;
Sowie Aufguss alter Mysterienschulen von falschen,
Verstandenen Weisen in langen, smaragdenen Roben,
Mit Lapislazuli gesäumte Garderoben
bewacht von jungen Geparden und Globen mit Flügeln
und hermetischen Anachoreten auf Säulen oben…
Als ich vor einigen Tagen hierher an die Südküste der Britischen Inseln kam um Spazieren zu gehen und zu schreiben, dachte ich, ich könnte Frieden finden- doch ich fand nur Langeweile und Horror- !
Es regnete schon seit zwei Wochen. Die Pubs waren mit stinkenden Fischern und dummen Urlaubern überfüllt, die Strandpromenaden waren nicht zu gebrauchen, da sie verschlammt und vermurt waren- Lös und Erde hatten sich mit dem schlickigen Sand vermischt und wurden vom stürmischen Meer weiter verschäumt und vergischtet.
Eines Nachmittages saß ich in der Schankstube über mein Pint gebeugt und dachte über Dämonenbeschwörung und ihre Sinnlosigkeit nach. Vor dem Fenster türmten sich als Kontrast realitätsnahe, dunkelbleifarbene Wolkengebilde während ich jahrhundertealte Kratzspuren auf der schwärzlichen Oberfläche des Holztisches studierte.
Baron Bollocks- ein unverbesserlicher Kretin, den ich zufällig kannte, kam vom Tresen zu mir herüber und erzählte mir in seinen englischen Offiziersoberlippenbart nuschelnd von banalen Jet-Set Abenteuern, die höchstens das Interesse von frustrierten Provinzbewohnern weckten. Er sagte, er habe in Rom mit einem deutschen Schauspieler und einer italienischen Gräfin die Nacht durchgemacht und sei dann gleich gestern am Morgen her geflogen, weil er so große Lust auf ein Ale gehabt hätte: Solche und noch schlimmere Perversionen tischte er mir auf, bis ich gar nicht mehr zuhörte.
Ich dachte an das Problem des Nicht-Seins und seine Beziehung zu pseudo-intellektuellen Möchtegernphilosophen, welche dasselbe in popularisierender Weise vermarkteten. Meine Hemmschwelle gegen die Begehrlichkeiten des Narrentums war aufs Äußerste herabgesetzt, und ich fing sofort zu klatschen und zu grölen an, als Bollocks am Tisch einen Hula-Hoop Tanz aufzuführen begann. Nach nur 5 Minuten wurden wir von den antimediterran eingestellten Einheimischen auf die Strasse gesetzt. Da standen wir nun im Sprühregen bis wir dann doch zu seinem alten, weißen, zweisitzigen, teuer gewesenen, verdreckten Alfa-Romeo Sportwagen rannten.
Drinnen- der Regen wusch gegen die Frontscheibe- drehten wir die roten, abgefuckten Ledersitze nach hinten und ich schnorrte mir eine von Bollocks dicken Zimtzigaretten.
„Hast Du eine Idee, wohin wir fahren könnten?“, fragte ich ihn.
„Natürlich“, sagte er und kurbelte sein Fenster ein wenig herunter um den Rauch in den Wind zu blasen, „wir fahren aufs Kap hinaus. Dort können wir das aufgepeitschte Meer beobachten wie es sich brutal gegen die hohen Klippen wirft und wenn einer von uns es möchte, sogar Selbstmord begehen.“
Ich war einverstanden.
Die schmale Strasse führte uns über einige Hügel jenseits der Stadt und danach landauswärts in Richtung der Halbinsel. Wir fuhren in einem Hohlweg zwischen den Wackersteinen und Zäunen und Büschen britannischer Provenienz dahin bis der nun einfallende Nebel so stark wurde, dass er uns die Sicht raubte. Die völlig verschmutzten Scheinwerfer des Autos taten das Übrige. Bollocks raste beinahe blind mit 80, 90 km/h durch die Landschaft. In einer Kurve verlor er die Kontrolle über das Fahrzeug, sodass wir gedreht wurden und anhalten mussten. Er und auch ich brauchten beide einen großen Schluck aus dem Flachmann mit dem Whiskey, den ich in der Frühe heimlich aus der Vorratskammer meiner Pension gestohlen hatte. Danach wollte auch ich einmal fahren. Natürlich war keiner von uns beiden gewillt auszusteigen- der Regen war noch zu stark, und weil mir Bollocks einfach nicht das Steuer überlassen wollte, setzte ich mich eben auf ihn drauf; er stöhnte gekünstelt wie eine Schwuchtel und startete den Motor. Freundlicherweise übernahm er für mich das Gas und ich konnte mich aufs Lenken konzentrieren.
Die Strasse war nur eineinhalbspurig und wir fuhren genau in ihrer Mitte, da dort ob ihrer gar so konvexen Form sich am wenigsten Regen und Nässe angesammelt hatte.
Einige Minuten später hörte es glücklicherweise auf, der dichte Nebel wurde von einer Windböe zur Seite gerissen und wir konnten ein Stück freien, blauen Himmels über uns erkennen; auf der rechten Seite tief unter uns befand sich der gewaltige, schäumende Ozean. Voll Enthusiasmus und Freude jubelten wir zum Himmelszelt aufblickend die Götter an; seit langen Äonen hatten wir keinen Sonnenstrahl mehr erblickt. Meines Kompagnons Übermut war derart groß, dass er mir sogleich die Whiskeybulle aus der Hand riss (ich hatte sie zwischen Lenkrad und eine neue Zigarette geklemmt gehalten). Gerade in diesem Augenblick fiel mein Blick vom Firmament wieder einmal auf die gar so mundane Strasse.
Dort hatte sich plötzlich eine Schafsherde mitsamt keats’schem Homo- Sapiens -Zubehör, vulgo Schäfer mit gewaltbereit wirkendem Hirtenstock, manifestiert. Stehen zu bleiben war bei unserer Geschwindigkeit keine Option, die der Anstand erlaubt hätte- doch Fortuna war uns gesonnen- linksseits der Strasse bog ein schmaler Kiesweg von ihr ab. Wenn ich es schaffte, mich dort hinein zu schleudern, würden wir und die Schafe überleben. Um den Schäfer, der irgendetwas wie „Ja nicht dorthinein! - Dort wohnen Satamagie-Torrtur-Ritualplasmialien Cthulhuidenfanatiker...“, brüllte, sorgten wir uns nicht weiter- sollte jener Tierquäler doch sehen, wo er blieb. Und was wollte er denn? Vielleicht, dass wir uns auf ihn ipsum oder gar die andere Seite hinunter in den Atlantis-Ozean stürzten? Ha, den Gefallen wollte ich ihm nicht tun, und auch der Baron brüllte hinter mir hervor: „Nein, den Gefallen tun wir Dir nicht, Du Bastard!“
Tore auf! Und lasst prächtig aufmarschieren
Thelemische Magier, wirkende Hexen und Stregas
mit stolzen Stachelschweinen an Ihren Leinen
aus willenlosen Schopenhauerschen Komplexen;
Sowie Aufguss alter Mysterienschulen von falschen,
Verstandenen Weisen in langen, smaragdenen Roben,
Mit Lapislazuli gesäumte Garderoben
bewacht von jungen Geparden und Globen mit Flügeln
und hermetischen Anachoreten auf Säulen oben…
Als ich vor einigen Tagen hierher an die Südküste der Britischen Inseln kam um Spazieren zu gehen und zu schreiben, dachte ich, ich könnte Frieden finden- doch ich fand nur Langeweile und Horror- !
Es regnete schon seit zwei Wochen. Die Pubs waren mit stinkenden Fischern und dummen Urlaubern überfüllt, die Strandpromenaden waren nicht zu gebrauchen, da sie verschlammt und vermurt waren- Lös und Erde hatten sich mit dem schlickigen Sand vermischt und wurden vom stürmischen Meer weiter verschäumt und vergischtet.
Eines Nachmittages saß ich in der Schankstube über mein Pint gebeugt und dachte über Dämonenbeschwörung und ihre Sinnlosigkeit nach. Vor dem Fenster türmten sich als Kontrast realitätsnahe, dunkelbleifarbene Wolkengebilde während ich jahrhundertealte Kratzspuren auf der schwärzlichen Oberfläche des Holztisches studierte.
Baron Bollocks- ein unverbesserlicher Kretin, den ich zufällig kannte, kam vom Tresen zu mir herüber und erzählte mir in seinen englischen Offiziersoberlippenbart nuschelnd von banalen Jet-Set Abenteuern, die höchstens das Interesse von frustrierten Provinzbewohnern weckten. Er sagte, er habe in Rom mit einem deutschen Schauspieler und einer italienischen Gräfin die Nacht durchgemacht und sei dann gleich gestern am Morgen her geflogen, weil er so große Lust auf ein Ale gehabt hätte: Solche und noch schlimmere Perversionen tischte er mir auf, bis ich gar nicht mehr zuhörte.
Ich dachte an das Problem des Nicht-Seins und seine Beziehung zu pseudo-intellektuellen Möchtegernphilosophen, welche dasselbe in popularisierender Weise vermarkteten. Meine Hemmschwelle gegen die Begehrlichkeiten des Narrentums war aufs Äußerste herabgesetzt, und ich fing sofort zu klatschen und zu grölen an, als Bollocks am Tisch einen Hula-Hoop Tanz aufzuführen begann. Nach nur 5 Minuten wurden wir von den antimediterran eingestellten Einheimischen auf die Strasse gesetzt. Da standen wir nun im Sprühregen bis wir dann doch zu seinem alten, weißen, zweisitzigen, teuer gewesenen, verdreckten Alfa-Romeo Sportwagen rannten.
Drinnen- der Regen wusch gegen die Frontscheibe- drehten wir die roten, abgefuckten Ledersitze nach hinten und ich schnorrte mir eine von Bollocks dicken Zimtzigaretten.
„Hast Du eine Idee, wohin wir fahren könnten?“, fragte ich ihn.
„Natürlich“, sagte er und kurbelte sein Fenster ein wenig herunter um den Rauch in den Wind zu blasen, „wir fahren aufs Kap hinaus. Dort können wir das aufgepeitschte Meer beobachten wie es sich brutal gegen die hohen Klippen wirft und wenn einer von uns es möchte, sogar Selbstmord begehen.“
Ich war einverstanden.
Die schmale Strasse führte uns über einige Hügel jenseits der Stadt und danach landauswärts in Richtung der Halbinsel. Wir fuhren in einem Hohlweg zwischen den Wackersteinen und Zäunen und Büschen britannischer Provenienz dahin bis der nun einfallende Nebel so stark wurde, dass er uns die Sicht raubte. Die völlig verschmutzten Scheinwerfer des Autos taten das Übrige. Bollocks raste beinahe blind mit 80, 90 km/h durch die Landschaft. In einer Kurve verlor er die Kontrolle über das Fahrzeug, sodass wir gedreht wurden und anhalten mussten. Er und auch ich brauchten beide einen großen Schluck aus dem Flachmann mit dem Whiskey, den ich in der Frühe heimlich aus der Vorratskammer meiner Pension gestohlen hatte. Danach wollte auch ich einmal fahren. Natürlich war keiner von uns beiden gewillt auszusteigen- der Regen war noch zu stark, und weil mir Bollocks einfach nicht das Steuer überlassen wollte, setzte ich mich eben auf ihn drauf; er stöhnte gekünstelt wie eine Schwuchtel und startete den Motor. Freundlicherweise übernahm er für mich das Gas und ich konnte mich aufs Lenken konzentrieren.
Die Strasse war nur eineinhalbspurig und wir fuhren genau in ihrer Mitte, da dort ob ihrer gar so konvexen Form sich am wenigsten Regen und Nässe angesammelt hatte.
Einige Minuten später hörte es glücklicherweise auf, der dichte Nebel wurde von einer Windböe zur Seite gerissen und wir konnten ein Stück freien, blauen Himmels über uns erkennen; auf der rechten Seite tief unter uns befand sich der gewaltige, schäumende Ozean. Voll Enthusiasmus und Freude jubelten wir zum Himmelszelt aufblickend die Götter an; seit langen Äonen hatten wir keinen Sonnenstrahl mehr erblickt. Meines Kompagnons Übermut war derart groß, dass er mir sogleich die Whiskeybulle aus der Hand riss (ich hatte sie zwischen Lenkrad und eine neue Zigarette geklemmt gehalten). Gerade in diesem Augenblick fiel mein Blick vom Firmament wieder einmal auf die gar so mundane Strasse.
Dort hatte sich plötzlich eine Schafsherde mitsamt keats’schem Homo- Sapiens -Zubehör, vulgo Schäfer mit gewaltbereit wirkendem Hirtenstock, manifestiert. Stehen zu bleiben war bei unserer Geschwindigkeit keine Option, die der Anstand erlaubt hätte- doch Fortuna war uns gesonnen- linksseits der Strasse bog ein schmaler Kiesweg von ihr ab. Wenn ich es schaffte, mich dort hinein zu schleudern, würden wir und die Schafe überleben. Um den Schäfer, der irgendetwas wie „Ja nicht dorthinein! - Dort wohnen Satamagie-Torrtur-Ritualplasmialien Cthulhuidenfanatiker...“, brüllte, sorgten wir uns nicht weiter- sollte jener Tierquäler doch sehen, wo er blieb. Und was wollte er denn? Vielleicht, dass wir uns auf ihn ipsum oder gar die andere Seite hinunter in den Atlantis-Ozean stürzten? Ha, den Gefallen wollte ich ihm nicht tun, und auch der Baron brüllte hinter mir hervor: „Nein, den Gefallen tun wir Dir nicht, Du Bastard!“
Verdammt, hoffentlich hatte er nicht schon den ganzen Whiskey alleine ausgetrunken…
Doch nun hieß es schnell handeln! Die Schafe der Herde waren bereits nahe der rettenden Abzweigung, da bog ich mit aller Gewalt den Knüppel der Handbremse nach oben und schraubte das Lenkrad quer. Unser Wagen schrammte zur Seite, schleuderte auf der nassen Fahrbahn und drehte sich in den Seitenweg. Ein Schaf, ich werde es mir nicht verzeihen, erlitt eine Beinluxation wie mir schien, doch hatten wir es geschafft. […]
Doch nun hieß es schnell handeln! Die Schafe der Herde waren bereits nahe der rettenden Abzweigung, da bog ich mit aller Gewalt den Knüppel der Handbremse nach oben und schraubte das Lenkrad quer. Unser Wagen schrammte zur Seite, schleuderte auf der nassen Fahrbahn und drehte sich in den Seitenweg. Ein Schaf, ich werde es mir nicht verzeihen, erlitt eine Beinluxation wie mir schien, doch hatten wir es geschafft. […]
Donnerstag, 16. September 2010
Nota bene!
"Ein pfiffiger, junger Mann, der sich im Leben eingerichtet hat, bietet einen der erbärmlichsten Anblicke, den man zu sehen bekommen kann." (Nicolás Gómez Dávila, Notas, p.306)
"Der Humanismus ist die Haltung des Betrachtenden und Genießenden, nicht des Schaffenden und noch weniger des Arbeitenden und Tätigen." (ibid., p.163)
"Der Techniker ist ein Landarbeiter, dessen Hacke eine Formel ist." (ibid., p.263)
"Der Humanismus ist die Haltung des Betrachtenden und Genießenden, nicht des Schaffenden und noch weniger des Arbeitenden und Tätigen." (ibid., p.163)
"Der Techniker ist ein Landarbeiter, dessen Hacke eine Formel ist." (ibid., p.263)
Mittwoch, 1. September 2010
Legends of the Fall
I once was together with a girl who was a pianist and she played those études by Chopin up and down for hours while I was idly lying on her bed drinking wine or looking past the window at the falling rain or the dancing leaves.
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